Die Schick Hybriden und Zuchtziele:


Gedanken zu den Schick Hybriden:

Will mit dieser Abhandlung keine hochwissenschaftlichen fundierten Artikel schreiben. Hier sollen nur meine Erfahrungen im Umgang mit den Schick Hybriden einfließen.

Beschaffung noch fehlender Schick Hybriden:

Mir fehlen noch 9 Arten der Schick Hybriden. Beschaffung aus dem Ausland ist 2008 fehlgeschlagen. Von einigen Pflanzen weiß ich wo sie noch stehen und vielleicht klappt es mit einem Kindel. Wenn eine seltene Pflanze ausfällt hat man Probleme diese in ganz Europa zu bekommen.

Farbauswahl:

Habe mir schon oft Gedanken gemacht, warum Dr. Bob Schick gerade diese Farben ausgesucht hatte. Einige der Rosafarben sind bei uns nicht so sehr begehrt. Bei genauerem hinsehen sieht man schon die Besonderheiten dieser Züchtungen. Man muss auch den amerikanischen Geschmack mit einbeziehen, groß, knallig, (süüüüss). Sierra Skyline mit einer rosafarbenen Blüte. Die Besonderheit liegt da wohl bei den gezackten Petalen und Größe der Blüte. Spring Blush mit einer rosafarbenen Blüte. Die Besonderheit enorme Größe der Blüte. Diese Vergleiche kann man bei vielen Arten und Farbspielen fortsetzen.

Vermehrung:

Die Schick Hybriden werden bei mir vorwiegend mit der alten Methode vermehrt. Schneiden der Pflanzen meistens in der Mitte. Bin auch schon davon abgegangen und habe den Schnitt höher gelegt und auf das Kopfstück verzichtet, dadurch bleiben mehr Areolen am Vermehrungsstumpf. Bewurzelung der Kopfstücke bereitet mir bei manchen Arten Probleme. Oft sind zu große Schnittflächen vorhanden und somit bedingt eine schnelle Infektionen durch Pilze. Ich schneide nur mit desinfiziertem Messer (Brennspiritus) und setze sofort feinen Holzkohlestaub auf die Schnittfläche. Dadurch bisher kein Problem, nur wenn ich nachlässig war. Mit Kindeln, die mit Sprühpflaster behandelt waren hatte ich regelmäßig Probleme, weil sie unter dem Pflaster nicht vernünftig abtrocknen und schimmeln. Musste bis jetzt fast immer Nachschneiden, obwohl einige Leute darauf schwören. Dabei ist an den Stümpfen eine Kontrolle sinnvoll, denn die Treiben gern aus den Leitbündel weiter. Dieses muss mit einem Nachschneiden unterbunden werden. Nachschneiden nicht im Sinne einer Scheibe, sondern ich steche nur im Bereich der Leitbündel eine dreieckige Vertiefung 5 mm tief aus. Bis jetzt hatte es gereicht. Die Wurzelbildung ist nicht bei allen gleich, hier sind erhebliche Unterschiede festzustellen. Das meiste Kopfzerbrechen bereitet mir immer die Margarete Martin. Diese Art kann nach paar Monaten immer noch ohne Wurzelansatz stehen. Diese lange Standzeit der Kindel halten nur kräftige Kindeln durch. Kleinere sind nach so einer langen Zeit ausgemergelt und drucksen Monate vor sich hin. Andere stehen ganz leicht und schnell auf eigenen Wurzeln und nach 4 Wochen stehen sie prall gefüllt wieder im Wachstum da. Maria Piazza, Coquette, Edwardian Lady usw. Diese sind auch in der Vermehrung kein Problem, Kindeln von selbst, mit schönem Kindelkränzen und bilden schon stellenweise an der Mutterpflanze Wurzeln. Des weiterem bietet sich die Areolenpfropfungen an, ist bei mir nur für Einzelstücke gedacht. Hier denke ich besonders an meine Paradoxa, Consolation, Samurai. Es würde meine Vorgehensweise wesentlich erleichtern, wenn mir eine Dublette zur Verfügung stehen würde.

Kindelgewinnung

Kindel werden bei mir 3 Mal im Jahre geschnitten.

1. im Mai

2. Ende Juli

3. November

Es werden zu diesem Zeitpunkt nur die großen Kindel geschnitten ab 2 cm aufwärts, kleinere bleiben dran bis zum Mai.

Weiterhin werden zwischen Mai und Juli kleinere Kindel ab Größe 1 cm für die Pfropfungen genutzt. Novemberkindeln werden im Januar-Februar gesteckt.

Qualität der Ableger:

Oft werden viel zu kleine Ableger angeboten. Ich bin bemüht hier mehr auf Qualität der Pflanzen zu achten. Immer wird mir das auch nicht gelingen, weil auch die Nachfrage zu groß ist. Viele der neuen Liebhaber wollen ja auch in den nächsten Jahren mit ihren Kindeln ihre Ausgaben wieder einspielen, der Angebotsdruck wird wachsen. Da ist es schon vom Vorteil mit Qualität sich einen Hybriden Freundeskreis zu schaffen. Werde vom der Abgabe der gepfropften Schick Hybriden wieder abgehen und nur noch auf Wunsch diese bereitstellen. Hier trägt der neue Besitzer das Risiko bei der Bewurzelung. Ein wurzelechter Kaktus bietet optisch wesentlich mehr und es ist natürlich von Vorteil, wenn man sich diesen Schritt sparen kann. Eine Pfropfung der EP-H. ist nicht notwendig, es ist nur für den Züchter ein großer Vorteil sich mit seltenen Material schneller Pflanzen heranzuziehen. Pfropfungen können 1 Jahr eher blühen. Werde es auch weiterhin so machen, aber später wieder mit einer Größe von 4 cm abnehmen und bewurzeln. Leider ist es auch so, viele der seltenen Arten sind schwierig zu beschaffen. Hier liegt nicht nur die Ursache daran, dass aus der USA keine Kakteen verschickt werden, sondern auch weil sie schlecht Kindel treiben. Hatte schon oft größere Pflanzen geschnitten in der Hoffnung auf ausreichend Kindelnachwuchs und was habe die gemacht, trieben nur ein einziges Kindel. Hatte es entfernt und wieder kam nur ein Kindel. Allerdings habe ich den Eindruck, größere Kakteen reagieren auf das Schneiden robuster, der Kindelnachwuchs verschiebt sich oft um ein Jahr. Denke die Umpolung der Leitbündel auf Areole war noch nicht vollkommen abgeschlossen.

Aufbau einer Zuchtlinie:

Für den Aufbau einer neuen Zuchtlinie will ich unabhängig von den Schicks werden. Die Sättigung des Marktes mit Schick Hybriden ist doch abzusehen, mindestens die 50-60 Arten die bei ebay immer zu finden sind, aus dem Grunde möchte ich eine eigene Zuchtlinie aufbauen. Bob Schick scheint einen relativ kleinen Fundus an Mutterpflanzen benutzt zu haben. Eine Einkreuzung anderer Hybriden ist aus meiner Sicht dringend erforderlich, wenn man wirklich Neues schaffen möchte. Die Kreuzungspartner stammen vorwiegend von den Schicks, aber ich kreuze einige andere EP-H. ein. Kaiser 1 (scheint ziemlich dominant zu sein), bei mir war diese EP-H. als Pollenspender sehr gut, weniger als Mutterpflanze. Frühlingssonne, Paradiesvogel, Morgenzauber, Goldrose, Gold Dollar und andere.

Konnte aus den Neuen von 2008, Aussaat 2006 schon 48 Pflanzen in den engeren Kreis einbeziehen und nächstes Jahr wird wohl nochmals aussortiert. Bei den 48 Neuzüchtungen stehen 12 gelb blühende Pflanzen in allen Farbnuancen. Hier muss eine weitere Aussortierung stattfinden.

Bei diesen Neuzüchtungen sind durch andere Kreuzungspartner alle Farbspiele der Schicks entstanden. Alle Blüten mit weniger als 10 cm Durchmesser wurden ausgesondert. Bei der Bildung der Knospe und der weiteren Entwicklung zur Blüte kann man schon erkennen was ein Volltreffer wird. Wie sich die Knospe in den letzten 2 Tagen vor dem Erblühen entwickelt, wie kräftig sie wird und wie die Sepalen sich im letzten Stadium zur Blüte strecken.

Höre oft von Platzmangel.

Halten wir nicht zu lange an Kreuzungen fest, die kaum Erfolgreich sein werden. Bei mir stehen bei vielen Kreuzungen 20-30 Stück, wenn davon die ersten 5 geblüht haben und mit negativen Erscheinungen (zu kleine Blüte, verwaschenen fahle Farben), dann sollte man an den anderen 25 Stück nicht zu lange festhalten und sich den Platz verstellen. Meist ist es eine unbrauchbare Kreuzung und die Zuchtziele wurden nicht erfüllt. Wie viele Misserfolge Bob Schick hatte ist bei seiner Zuchtlinie nicht bekannt und wie viel Pflanzen zur Auswahl standen. Eines soll hier gesagt sein, er hatte 10 000 und mehr Pflanzen zur Auswahl. Eine erfolgreiche Kreuzung ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar durch eine Wiederholkreuzung, hierbei werden die Gene wieder vollkommen neu gemischt. Bei vielen Züchtern kann man eine Erfolgsserie verfolgen. Bei Gräser, Dimmit, wobei auch die Geschwisterpflanzen hervorragende Eigenschaften hatten und Züchtungen sind. Bei mir haben sich auch zwei Kreuzungen als besonders gut erwiesen. Möchte mich aber nicht mit den großen Züchtern auf eine Stufe stellen. Jedenfalls wird von den zwei Kreuzungen bei mir jede neue Blüte mit großen Erwartungen betrachtet.

Auswahlkriterien, Zuchtziele:

Die Auswahlkriterien sind bei mir vorwiegen die Größe und Farbe. Größe ab 10 cm, vom ersten Tag an breit öffnend und mit leuchtenden klaren Farben, besonders auch Mehrfarbigkeit. Bei der Auswahl des Duftes da kann ich nicht mit reden. Duft ist aus meiner Sicht auch eher sekundär, natürlich gibt es immer einige Liebhaber, für die das ein entscheidendes Kriterium ist. Die Zahl der Duftstoffallergiker nimmt zu und im Alter lässt der Geruchssinn nach. Standfestigkeit der Blüten wird bestimmt durch einkreuzen von Trichocereus Hybriden erreicht. Es entstehen Multihybriden. Die Standfestigkeit ist bei einigen Schick-Hybriden eindeutig zu verbessern. Möchte nur auf die großen Blüten der Charlemagne, Impulse, Anastasia, Elegant Lady usw. hinweisen, wobei ein Abbrechen der Blüte ohne Stütze schnell passieren kann. Können natürlich den Neuzüchtungen noch viele Verbesserungen der Form des Körperbaus, Bedornung und Blüte durch die Gene mitgeben, aber sich auch negativ auf den Körperbau auswirken, bedingt durch die Dominanz der Trichocereus. Cantora, Flying Saucer die sehr dominant vererben. Die sind nur zum gucken da, nicht zum kreuzen. Es sei denn, man will Cantoras oder FS-Hybriden. Die Blühdauer ist doch weites gehend von den Temperaturen zur Blühzeit abhängig. Im Sommer bei 30-40 Grad im GWH ist mit einem Tag alles vorbei, im Herbst bei niedrigen Temperaturen von 2-15 ° können sie schon 4 Tage voll in Blüte stehen.

Platzbedarf:

Viele Züchter stellen sich nicht zu viele Pflanzen von einer Kreuzung hin. Es wird alles abgegeben und nur die schönsten 5 Pflanzen behalten, dadurch können sie viel verschiedene Kreuzungen pflegen und bis zur Blüte großziehen. Platzbedarf s.o.

Namen der Neuzüchtungen:

Mit den Namen habe ich lange hin und her geschwankt, welches der richtige Weg ist. Einige Namensrichtungen sind schon von anderen Züchtern belegt, Vornamen, Götternamen, Mythologie usw. Mir wird schon etwas einfallen. Kurz, Einprägsam, Wohlklingend.

Kindel:

Bei meinen Neuzüchtungen sind bei etwa 10 % Pflanzen vorhanden, mit schlechten vererbten Genen der Mutterpflanze. Kindelbildung im dichten Kindelkranz. Was macht man mit diesen Kindeln. Ich markiere die Pflanzen und mache die Kindel mit einer Größe von 1,5 – 2 cm ab. Alles wird beschriftet, auch wenn die Pflanzen noch nicht geblüht haben werden die Kindel schon bewurzelt. Wird es eine gute Pflanze mit guten Eigenschaften hat man gleich Vermehrungsableger. Ist die neue Mutterpflanze in der Blütenqualität ein Versager hat man gleich Unterlagen. Die Neigung zur Kindelbildung bleibt auch bei den Pfropfunterlagen bestehen, deshalb müssen diese Kindelneubildungen an den Pfropfunterlagen bei Zeiten abgestreift werden.

Androhung:

Habe meinen Kakteen schon oft das Messer gezeigt und den Versagern die Konsequenzen angedroht und die haben ihre schlechten Neigungen weiterhin fortgesetzt. Bei manchen hilft schon vor den Konsequenzen eine Drohung. Messer oder Kompost, ich Glaube sie haben es gar nicht verstanden. Geredet habe ich mit meinen Pflanzen zwar noch nicht, so weit ist es noch nicht, höchsten Geflucht wenn sie mir mit ihren Dornen zu nahe gekommen sind.

Karl Rabsilber